Jetzt sind doch tatsächlich schon 25 Jahre vergangen, seit ich die erste Coaching-Ausbildung in Freiburg angeboten habe. Fünfundzwanzig Jahre sind schon etwas Besonderes. Ein guter Grund für einen kleinen Rückblick.
Die Coaching-Ausbildung hat sich natürlich nicht im luftleeren Raum entwickelt, sondern spiegelt auch meine eigene persönliche und professionelle Entwicklung wider. Die Arbeit mit Menschen war immer schon der Schwerpunkt meiner beruflichen Tätigkeit. Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten, Krisen und Konflikte zu überwinden, herausfordernde Ziele zu erreichen, neue Kompetenzen zu entwickeln, ist sowohl professionell herausfordernd, als auch persönlich sehr erfüllend.
Die Neugier und der Wunsch die tieferen Zusammenhänge zu begreifen, waren neben diversen Ausbildungen vermutlich mein wichtigster Lehrmeister. Ich war immer neugierig zu verstehen – und bin es auch heute noch – was Menschen bewegt, motiviert und wie nachhaltige Veränderung funktioniert. Und wie es gelingt, Hindernisse und Widerstände zu überwinden, um eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten.
Der Wunsch, nicht nur nur einen Methodenkoffer an die Hand zu bekommen, sondern gleichzeitig auch ein grundlegendes Verständnis von Gesetzmäßigkeiten, Erfolgsfaktoren und Dynamik in Entwicklungsprozessen zu erwerben, zeichnet auch die Menschen aus, die den Weg in unsere Ausbildung finden.
1997 war der Startschuss für unsere erste Coaching-Ausbildung in Freiburg
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits einige Jahre als professioneller Coach und Prozessbegleiter unterwegs. Coaching war damals recht neu und noch nicht sehr etabliert. Damals gab es vor allem drei Gruppen, die sich gut gerüstet fühlten für die Arbeit als Coach in der Wirtschaft:
- Psychologen, die als Psychotherapeuten tätig waren
- Unternehmensberater, die in der Wirtschaft tätig waren
- Führungskräfte aus der Wirtschaft
Die einen hatten ein Verständnis für die Tiefendimension von Menschen, die anderen für Abläufe im Unternehmen. Es war schnell deutlich, dass ihnen jeweils die andere Seite fehlte. Dazu kam bei vielen das mangelnde Verständnis für die zwischenmenschliche Dynamik von Entwicklungsprozessen, z.B. in Gruppen und Organisationen.
Ich hatte mir diese vielschichtigen Kompetenzen im Laufe meiner bisherigen beruflichen Karriere angeeignet und konnte gleichzeitig bereits auf langjährige Erfahrung als Ausbilder von Psychotherapeuten zurückgreifen. Andere Menschen für die professionelle Arbeit mit Entwicklungsprozessen zu qualifizieren, war mir vertraut und machte unglaublich Spaß.
Unsere Coachingausbildung in Freiburg war damals eine der ersten im deutschsprachigen Raum. Ich war sehr überrascht, auf welch große Resonanz ich mit diesem Angebot stieß.
Der berufliche Background der heutigen Ausbildungsteilnehmer ist deutlich vielschichtiger geworden. War es früher noch die Aufgabe einiger weniger Veränderungsprozesse zu begleiten, ist es heute eine Kernaufgabe für all Diejenigen, die Verantwortung für anvertraute Menschen tragen: Medizinische, soziale und pädagogische Berufe, Führungskräfte der unterschiedlichsten Ebenen, Mitarbeiter der Personalentwicklung, Berater uvm.
Die Weiterentwicklung der Coachingausbildung
Natürlich hat sich die Coaching-Ausbildung über die Jahre kontinuierlich weiter entwickelt. Das betrifft sowohl den zeitlichen Rahmen, als auch Methoden, Inhalte und Didaktik dieser Fortbildung. Mein Anspruch war immer, jede neue Ausbildung sollte noch besser werden als die Vorhergehende.
Eine zusammenhängende Coachingausbildung statt einzelner Module
Anfangs war die Coachingausbildung noch modular aufgebaut, d.h. man konnte sich nacheinander für die einzelnen Module (jeweils 3 x 3 Tage) anmelden. Der Nachteil: Man konnte Gruppendynamik und Gruppenkultur nicht optimal nutzen, da die Teilnehmer in den einzelnen Modulen nach 3 gemeinsamen Workshops immer wieder neu gemischt wurden. Später entstand dann das heutige Konzept, das vorsieht, dass die Teilnehmer über die gesamten 12 Workshops innerhalb von 2 Jahren eine geschlossene Ausbildungsgruppe bilden.
Erweiterung der Coachingausbildung um die Arbeit mit Gruppen und Teams
Streng genommen versteht man unter Coaching die Arbeit unter 4 Augen, also zwischen einem Coach und seinem Klienten. Ich habe mich relativ bald entschieden, die Coachingausbildung inhaltlich um die Arbeit mit Gruppen zu erweitern. Dafür sprechen vor allem 2 Gründe:
- Das Besondere an unserer Coachingausbildung ist nicht die ausschließliche Vermittlung von Methoden, sondern die Vermittlung eines grundlegenden Verständnisses für die Begleitung von menschlichen Entwicklungsprozessen. In dieser Tiefe sind viele Wirkmechanismen identisch oder nahe verwandt, egal ob man mit Einzelpersonen oder Gruppen arbeitet. Natürlich sind die Methoden und die Dynamik dann unterschiedlich, darauf wird jedoch intensiv eingegangen.
- Die Realität ist, dass nur sehr wenige Personen ausschließlich mit Einzel-Coaching ihr Geld verdienen. Die meisten Coaches sind hauptsächlich als Seminar-Trainer und Prozessbegleiter unterwegs. Und das hat auch inhaltlich viele Vorteile, z.B. weil die jeweiligen Kompetenzen sich gegenseitig bereichern.
Die reale Praxis mit „echten Kunden“ ist wesentlicher Teil der Ausbildung geworden
Obwohl wir von Anfang an mit viel praktischen Übungen innerhalb der Ausbildung gearbeitet haben, hat mir die konkrete praktische Erfahrung der Teilnehmer außerhalb der Fortbildung mit echten Kunden gefehlt. Eine Zeitlang gab es dann dafür ein Zusatzmodul für Absolventen, die bereits praktisch tätig waren. Auf der anderen Seite fand ich es immer schade, andere Teilnehmer, die diesen Praxisbezug nicht haben, davon ausschließen zu müssen. Denn die Lernerfahrung und Kompetenzsteigerung für die Teilnehmer ist dort sehr hoch.
Ich habe dann unsere Ausbildung um einen zusätzlichen Praxisteil ergänzt, bei dem die Teilnehmer im 2. Jahr der Fortbildung mit echten Kunden im Bereich der Prozessbegleitung arbeiten. Natürlich von unserer Seite aus betreut.
Die Coaching-Ausbildung wurde um das Thema Online-Kompetenz erweitert
Nicht erst seit Corona hat Online-Coaching zunehmend an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund ist die Vermittlung von Grundlagenkompetenz für Online-Coaching ein zusätzlicher Baustein in der Ausbildung geworden. Gemeinsam mit unseren Ausbildungsteilnehmern erarbeiten wir über einen längeren Zeitraum die wesentlichen Erfolgsfaktoren für fundiertes Online-Coaching.
Das Buch zur Ausbildung – Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten
Im Frühjahr 2018 erschien mein mittlerweile viertes Buch, „Die Kunst Entwicklungsprozesse zu gestalten – Erfolgsfaktoren in Führung, Coaching und Prozessbegleitung“ im Verlag ManagerSeminare. Die Motivation dieses Buch zu schreiben, hat zwei wesentliche Gründe. Einerseits wollte ich damit den Teilnehmerinnen und Absolventen der Ausbildung ein Erinnerungs- und Nachschlagewerk mit auf den Weg geben.
Andererseits ist das Buch ein Beitrag für eine hohe Qualität in Training, Coaching und Prozessbegleitung, für die ich mich seit vielen Jahren engagiere. Denn die Menschen, mit denen wir als Coach und Führungskräfte arbeiten, vertrauen uns ein Stückweit ihre Zukunft an und verlassen sich darauf, dass wir wissen, was wir tun. Deshalb konzentriere ich mich in diesem Buch auf die entscheidenden Wirkfaktoren, die in vielen Ausbildungen keinen Platz haben und dennoch die Schlüssel für erfolgreiche Prozessbegleitung, insbesondere bei heiklen Themen sind.
Dr. Martina Nohl brachte es in ihrer Rezension auf den Punkt: „Dieses Buch musste mal sein, dachte ich beim Lesen, schlichtweg als Ergänzung und Gegengewicht zu den vielen beliebten Methoden und „Hands-on“-Büchern für Coachs und Berater/-innen. Und wer sollte es schreiben, wenn nicht ein erfahrener Coach, der weiß, wovon er spricht“
Eine kompetente Partnerin – Friederike Anslinger-Wolf als Trainerin in der Ausbildung
Nachdem mir Friederike Anslinger-Wolf viele Jahre in der Ausbildung und auch in Workshops bei Kunden assistierte, ist Sie in den letzten Jahren als Trainerin ein fester Bestandteil der Ausbildung geworden. Durch Ihre Erfahrung als langjährige Führungskraft, Coach und Prozessbegleiterin, bringt sie neue und gewinnbringende Impulse in die Coaching Ausbildung mit ein.
Mittlerweile führen wir die Ausbildungen gemeinsam durch und teilen uns die einzelnen Workshops auf. Den ersten und den letzten Workshop der Ausbildung leiten wir zu zweit. Für mich persönlich ist es eine große Freude zu erleben, wie damit die Ausbildung über meine eigenen Begrenzungen hinaus wächst.
Das Erfolgsrezept der Coaching-Ausbildung in Freiburg?
Als wir mit unserer Coaching-Ausbildung starteten, gab es einige wenige andere Coaching-Ausbildungen in Deutschland, heute sind es Hunderte. Wie war es möglich sich so lange auf dem Markt zu behaupten? Dafür gibt es wohl mehrere Gründe.
- Ich habe den Kontakt zur Praxis nie verloren, d.h. ich war auch die letzten 25 Jahre kontinuierlich als professioneller Coach und Prozessbegleiter unterwegs. Da in dieser Arbeit Routine wenig Platz hat, habe ich mich natürlich weiter entwickelt und zusätzlich einen großen Erfahrungsschatz angesammelt.
- Das Ziel unserer Ausbildung zum Coach und Prozessbegleiters ist es, angehenden Kollegen, aber auch Führungskräften die wesentlichen Ressourcen und Fähigkeiten an die Hand zu geben, um zielgerichtet und wirksam Entwicklungsprozesse begleiten zu können. Dieses Ziel habe ich konsequent all die Jahre verfolgt und niemals irgendwelche Abstriche gemacht.
- Für mich ist diese Weiterbildung keine Ware, die ich an möglichst viele Menschen verkaufen möchte, sondern etwas, das ich an die richtigen Menschen weitergeben möchte. Bei den Teilnehmern treffe ich deshalb eine sehr behutsame Auswahl, die sicherstellt, dass die Grundvoraussetzungen erfüllt sind: Soziale und emotionale Kompetenz, Reflexionsfähigkeit, die Bereitschaft sich selber auf einen intensiven Entwicklungsprozess einzulassen und das Interesse an Menschen. Zudem achte ich darauf, dass die Teilnehmer bei aller Unterschiedlichkeit gut zueinander passen.
Das war ein kleiner Rückblick, der nun doch ein bisschen länger geworden ist. Und nun freue ich mich auf die kommenden Coaching Ausbildungen in Freiburg 🙂
Hans-Georg Huber